Meine MMORPG Geschichte: Guild Wars und Guild Wars 2
Veröffentlicht: 15. September 2019
Markus Meyer
Ein Kommentar
Enthalten in einer Kategorie: Privates
Ich spiele seit meiner Kindheit sehr gerne Videospiele. Was ich dabei gerne spiele und was mir Spaß macht hat sich im Laufe der Zeit natürlich geändert, aber jeder hat mindestens ein MMORPGMassive Multiplayer Online Role Playing Game
Bei diesem Genre der Computerspiele handelt es sich um ein, ausschließlich über das Internet, spielbares Computer-Rollenspiel, bei dem gleichzeitig mehrere tausend Spieler eine persistente virtuelle Welt bevölkern können. Diese Spiele setzen auf starke Interaktion der Spieler unter- und gegeneinander. Sie gehören zu den teuersten Genres der Computerspiele. mitgenommen. Bei mir waren dies hauptsächlich Guild Wars und Guild Wars 2. In diesem Beitrag erkläre ich, warum das so ist und weil mir Guild Wars 2 auch heute noch Spaß macht.
Als Ende des Jahres 2004 das berühmt berüchtigte World of Warcraft startete, hatte ich noch nicht mal einen eigenen PC. Stattdessen spielte ich nach meiner Zeit mit dem Amiga 500 und der Nintendo 64 auf der Sega Dreamcast. Nicht nur das diese Konsole ihrer Zeit deutlich voraus war, sie bot mit Phantasy Star Online auch mein erstes Multiplayer-Videospiel an, das man online spielen konnte. Damals natürlich noch mit einem 56k-Modem, das zum einen die Telefonleitung für meiner Eltern blockierte und zum anderen auch mit heute umgerechnet 2 EUR pro Stunde richtig teuer war.
Die Jahre 2006 bis 2009: Guild Wars
![Eins der ersten Gruppenfotos mit der Gilde Second Focus [SF], in der ich so viele nette Leute kennenlernte und tolle Momente erlebte. Mein Spielcharakter ist genau in der Mitte ganz vorn.](https://www.redpiramide.de/wp-content/uploads/1gw356-300x229.jpg)
Als ich mir mit Beginn meiner Berufsausbildung im Jahr 2002 den ersten eigenen PC kaufte, war an Online-Spiele zunächst nicht zu denken. Erst mit dem Start von DSL im Jahr 2006 war dies ernsthaft möglich. Durch die Erinnerungen an die hohen Kosten bei Phantasy Star Online und weil ich die DSL -Leitung selber bezahlen musste, wollte ich keine zusätzlichen Kosten nur für das Spielen eines Spiels bezahlen. Das, von monatlichen Kosten befreite, Onlinerollenspiel Guild Wars hat mich schon vor einiger Zeit interessiert, woraufhin ich es mit einem Trialkey für die ersten beiden Kapitel probierte. Damals war ich noch nicht richtig überzeugt. Die Grafik empfand ich als langweilig. Die Gebiete waren recht groß und ohne wirkliche Abwechslung mit viel zu langen Laufwegen. Beim Test des zweiten Kapitels waren einige Sachen besser gelöst, aber ich war trotzdem noch nicht überzeugt. Kurz nachdem das dritte Kapitel erschien, gab es ein weltweit offenes Beta-Weekend an dem ich erneut testen konnte. Und diesmal war ich vollkommen überwältigt. Die Grafik hat sich sehr verbessert und kann nun endlich mit Lippenbewegungen aufwarten. Die Gebiete sind zwar kleiner geworden aber deutlich dichter mit Details und abwechslungsreichen Quests gefüllt. Also gleich bei Amazon das Spiel und das „Preorder Pack“ bestellt, dass mir noch einen zusätzlichen Charakterplatz beschert hat.

Guild Wars baute, im Gegensatz zum Marktführer World of Warcraft, auf ein Instanzsystem auf. Das heißt es gibt Städte in denen sich die Spieler treffen und erkundbare Gebiete, die jeweils nur für eine Gruppe von maximal 8 Personen erzeugt werden, die so genannten Instanzen. Das hat seine Vor- aber auch seine Nachteile. Mir persönlich gefiel dieses Instanzsystem damals sehr gut, auch mein erstes Onlinespiel Phantasy Star Online hatte ein ähnliches System. Die Spielmechanik unterschied sich auch stark von einem “klassischem” MMO, wie z.B. World of Warcraft. Die maximale Erfahrungsstufe des Spielcharakters war sehr schnell erreicht, eigentlich schon wenige Stunden nach dem Tutorial. Auch die maximal mögliche Ausrüstung hatte man schnell zusammen. Man verbesserte den Spielcharakter nicht über reine Werte weiter, sondern lerne immer mehr Fähigkeiten (Skills). Aus einem Pool von am Ende ca 1500 Fähigkeiten nahm man sich 8 heraus um diese in einem sog. “Build” zu kombinieren. Dieses konnte man in jedem Außenposten ändern. Es ging also nicht darum die Werte des Spielcharakters zu verbessern, sondern sich an die jeweilige Spielumgebung anzupassen und seinen eigenen Spielstil zu finden. Das Kampfsystem war daher auch sehr dynamisch ausgelegt und vergleichsweise schnell. Das machte das Spiel für viele PvP-Spieler interessant und für alle Zuschauer unterhaltsam. Technisch gesehen war Guild Wars für die damalige Zeit wirklich ausgereift. Gute Grafik bei kleinen Systemanforderungen und die neuartige “Streaming-Technologie“, mit dieser die Entwickler viel schneller die Möglichkeit haben, neue Inhalte hinzuzufügen oder Fehler zu beseitigen. Auch Ingame-Events wie das jährlicheWinterfest ließen sich damit viel einfacher handhaben.

Am wichtigsten bei dieser Art Spiele sind aber die Mitspieler. Nette Leute machen einen Großteil des Spielspaßes und des Spielerlebnisses aus. Beispielsweise habe ich einmal mit einem Amerikaner aus dem US Bundesstaat Wisconsin gespielt. Bei ihm war es morgens, bei mir schon nach 22 Uhr. Er war schon in Köln, kannte aber den Kölner Dom nicht, jedoch die Dresdner Frauenkirche (Ich komme ja aus der Umgebung von Dresden). Er hat sich gefreut mit einer so netten deutschen Gruppe zusammen zu spielen. Kurios auch meine Gildengeschichte. Die erste Gilde der ich beigetreten bin, war eine Fun-Gilde und relativ inaktiv. Also suchte ich mir eine aktive Gilde und landete in einem Zusammenschluss von süchtigen Freaks, die Leute schon wegen Inaktivität im Teamspeak hinauswarfen. Da mir das Spiel Spaß machen soll und ich mich zu nichts zwingen lasse, trat ich selbst wieder aus. Nach einer Weile als gildenloser Charakter stieg ich in eine reine PVE-Gilde (Player versus Environment) ein, die mit einem großen Bündnis (ein Zusammenschluss mehrerer Gilden) aufwarten konnte. Und da gefiel es mir sehr gut, was vor allem am sehr guten Gildenanführer aus Bayern am Bodensee lag. Tatsächlich lernte ich in und mit dieser Gilde so viele Leute kennen, dass ich diese heute vermutlich nicht mehr aufzählen könnte. Mit der Zeit wurde ich zu einem Fixpunkt in der Gilde und der Anführer machte mich zu einem seiner Stellvertreter. Die folgenden Jahre waren voll mit tollen Erlebnissen, vielen Bekanntschaften, Erfolgen und Misserfolgen. Obwohl viele immer sagen, so viel Zeit in so ein Spiel zu stecken wäre totale Zeitverschwendung, kann ich nur sagen: Ich bereue keine Minute. Ich habe unglaublich viele gute und schlechte Erinnerungen an diese Zeit. Und ein Großteil dieser Erinnerungen bezieht sich gar nicht auf das Spiel, sondern auf die Menschen mit denen man gespielt und sich im Teamspeak dabei unterhalten hat. Beim Stöbern zum Schreiben dieses Textes bin ich sogar noch auf die alte Homepage der Gilde Second Focus getroffen – Nostalgie pur!
Das Jahr 2010: Aion

Bis ca. ins Jahr 2009 hatte ich Spaß an Guild Wars. Danach hatte ich einfach alles im Spiel erlebt. Bei vielen Mitspielern war das ähnlich und viele hörten deshalb auf zu spielen. Mit einigen Mitspielern aus Guild Wars startete ich zusammen in das Spiel Aion. Dieses ist eher ein “klassisches” MMO mit offener Spielwelt in der man ständig andere Spieler treffen kann. Auch ist man mit seinem Spielcharakter länger mit Leveln und dem Beschaffen von Ausrüstung beschäftigt. Es dauerte nicht lange, da waren viele schon wieder abgesprungen. Wer Guild Wars mochte, konnte mit Aion nicht viel anfangen. Ich hatte noch einigen Spaß mit Aion auch weil ich eine Stammgruppe fand, mit der ich regelmäßig zusammenspielte. Der Frust durch den Zwangs zum umständlichen Sammeln der richtigen Ausrüstung und die monatlichen Kosten von ca. 10 EUR führten aber bald auch dazu, dass ich Aion links liegen ließ. Danach folgte eine kleine Pause von den MMORPG’s bis ins Jahr 2012.
Von 2012 bis heute: Guild Wars 2

Denn im Jahr 2012 schließlich wurde Guild Wars 2 angekündigt. Ich bewarb mich als langjähriger Spieler des Vorgängers für die Beta-Tests und durfte schon weit vor Veröffentlichung spielen. Obwohl der zweite Teil die Instanzen sowie die Begleitung von NPC’s in der eigenen Gruppe mehr oder weniger abschaffte, hatte ich richtig Spaß am Spiel. Die Grafik war super und man erkannte viele Orte aus Guild Wars in Guild Wars 2 wieder, da das Spiel geschichtlich ca. 250 Jahre später spielt. Es gab auch keine richtige Rollenverteilung mehr. Die sog. “Holy Trinitity” aus Tank, Heiler und Damage Dealer gibt es in Guild Wars 2 nicht wirklich. Es ist auch nicht mehr möglich, gezielt Fähigkeiten auf seine Mitspieler zu wirken. Das hat mich anfangs schon etwas gestört, da ich in allen Mehrspieler-Videospielen eher jemand bin, der den Support oder Heiler spielt.
Die Kunst dieses Spielstils ist es nicht, einfach nur die Lebensbalken der Spieler oben zu halten. Stattdessen geht es um Ressourcenmanagement und um das Erkennen der Situation. Ein gutes Beispiel ist auch hier Guild Wars (1), denn dort kann man mit den richtigen Fertigkeiten Schaden an seinen Mitspielern ganz vermeiden, statt diese nachträglich zu heilen. Dafür muss man aber die Situation erkennen, indem man nicht auf die Balken sondern auf seine Mitspieler schaut und sie schützt, bevor der Schaden überhaupt ankommt. Im Aion kann ein guter Heiler die ganze Gruppe auch in extrem stressigen Situationen im Spiel halten, so dass die Mitspieler maximal wirken können und sich keine Gedanken oder Sorgen um ihren Lebensbalken machen zu müssen. Außerdem ist man als guter Heiler in jeder Gruppe gern willkommen. 🙂

In Guild Wars 2 entdeckte ich den Spaß daran, Schaden zu verursachen und dabei passiv die Gruppe zu unterstützen. Anfangs war das noch mehr nötig als später, da das Spiel für alle neu war und man das geänderte Kampfsystem erst lernen musste. Dieses ist deutlich dynamischer und noch schneller als im Vorgänger. Man muss selbst zum Gegner laufen und ihn selbst schlagen, kann um ihn herumlaufen und den Schlägen ausweichen. Es war also wichtiger die Fähigkeiten und Animationen der Gegner zu kennen und darauf zu reagieren. Zumindest aber das schnelle Erreichen der maximalen Charakter- und Ausrüstungswerte blieb aus Guild Wars bestehen, so dass man nicht ewig nach der richtigen Ausrüstung farmen musste, sondern sich den Inhalten und Herausforderungen mit seinen eigenen Fähigkeiten stellen konnte.
![Ein Gruppenfoto der Gilde "Saber Rider and the Star Sheriffs" [SRSS] zu Halloween. Viele der Leute kannte ich noch aus Guild Wars 1. Mittlerweile spielt kaum noch jemand das Spiel.](https://www.redpiramide.de/wp-content/uploads/gw163-300x169.jpg)
Als es mit Guild Wars 2 los ging, schaute ich in das alte Forum, das wir zu Zeiten von Guild Wars (1) betrieben hatten und startete einen Aufruf in der Hoffnung das einige alte Mitspieler es lesen würden. Und tatsächlich, nach einiger Zeit fanden viele wieder zusammen. Wir schrieben E-Mails an alle Forennutzer, änderten die Ankündigen im Spiel und fragten einfach herum. Als Guild Wars 2 Ende August 2012 schließlich veröffentlicht, konnten wir direkt eine Gilde gründen, in der sich über 20 ehemalige Mitspieler wieder zusammen fanden. Es war super! Leider nicht für sehr lange. Die Unterschiede in der Spielmechanik und die veränderten persönlichen Lebensumstände – wir waren ja nun keine Schüler oder Studenten mehr – führten dazu, dass nach etwa einem halben Jahr viele Leute wieder inaktiv wurden. Wir fanden aber neue Leute, nette Bekanntschaften und hatten viel Spaß. Oft war ich dabei mit den gleichen 5-7 Leuten unterwegs, da Gruppeninhalte damals auf 5 Spieler ausgelegt waren. Im Nachhinein war das wohl ein Fehler, denn ich war in der Gilde schon ein Ankerpunkt, spielte aber nicht immer mit allen zusammen. Einige fühlten sich vernachlässigt und alleine macht das Spiel eben nicht so viel Spaß wie mit anderen zusammen.

Trotzdem konnte die Gemeinschaft etwa 4 Jahre halten. Danach waren viele inaktiv geworden. Ich hatte mich aus der Gilde eigentlich schon verabschiedet und mit der Stammgruppe eine eigene Gilde gegründet. Ich war dennoch traurig als ich von meinem Stellvertreter ohne Absprache aus der Gilde geworfen wurde. Ich konnte ihn nicht mal fragen, warum, denn er hatte mich gleichzeitig auf seine Ignorierliste gepackt. Später erfuhr ich, dass er die Gilde mit einer anderen Gilde fusioniert hatte. Und die wollten mich wohl nicht dabei haben – ohne mich zu kennen oder ein Wort mit mir gesprochen zu haben. Es war wohl der tiefste Moment meiner MMORPG-Geschichte. Meine Stammgruppe munterte mich aber auf und wir hatten noch viel Spaß und tolle Momente zusammen, bevor auch diese Gruppe langsam in die Inaktivität abdriftete.

Das Schöne an Guild Wars 2 ist, dass es über die ganze Zeit bis jetzt regelmäßige Updates gibt, die neue Geschichten oder Gebiete bringen. Zu jeder Veröffentlichung der “Lebendige Welt“-Updates kamen die Mitspieler für eine Woche zurück. Bei den beiden Addons “Heart of Thrones” und “Path of Fire” sogar über ein, zwei Monate. Dies ist möglich, da für Guild Wars 2 keine Monatsgebühren fällig werden. Das Spiel finanziert sich über den Kauf des Spiels und einen Ingameshop für kosmetische Gegenstände – wobei einige davon auch den Komfort deutlich steigern. Man kann diese aber auch mit erspielbarer Währung kaufen – wenn auch viel davon.
Über die Addons wurden auch neue Klassenspezialisierungen und Forbewegungsmethoden in das Spiel integriert. Die Möglichkeit zu gleiten, erinnerte mich wieder an Aion und wie viel Spaß diese Art von Fortbewegung machen kann. Mit den Reittieren, die zusammen mit dem zweiten Addon auch in der gesamten Spielwelt eingeführt wurden, änderte sich die Fortbewegung generell. Ich bin sogar der Meinung, dass diese Reittiere nicht nur extrem gut animiert wurden, sondern das es die beste Integration von Reittieren in einem MMO generell ist. Und jeder bekommt sie in der Geschichte des Addons. Es ist kein teueres oder langweiliges Erspielen nötig. Es wurden sogar Rennen eingeführt, die ich sehr unterhaltsam fand.

Heute: Alleine in Guild Wars 2
Mittlerweile spiele ich Guild Wars 2 zwar noch regelmäßig, aber nicht mehr wirklich ernsthaft. Im Wesentlichen beschränke ich mich auf neue Episoden der Lebendigen Welt und die damit veröffentlichten Karten und Achievements. Gruppeninhalte oder gar die neuen Raids spiele ich momentan nicht, weil ich weder in einer Gilde bin, noch irgendwen noch kenne. Alle alten Mitspieler sind inaktiv. Ich müsste mich einer neuen Gilde anschließen, bin aber nicht sicher, ob das mit meiner aktuell geringen Spielzeit noch Sinn macht. Wer Lust hat mich Ingame zu treffen oder einfach nur zu chatten, kann mich unter dem Charakternamen “Naura Glawar Ann” anschreiben.
Welche Videospiele ich gerne spiele, hat sich im Laufe der Zeit sicherlich auch geändert. Während ich früher noch gerne Shooter gespielt habe, können diese mich nicht mehr locken. Stattdessen mag ich zunehmend Aufbau- und langsame Strategiespiele. Ein neues MMORPG werde ich auch nicht mehr anfangen – außer, ja außer Guild Wars 3 erscheint irgendwann. Vielen Dank fürs Lesen!
Hab dir ne Mail geschrieben, sehr schön zusammengefasst das hier 🙂